Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute vorgelegt

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben am 26.09.2024 ihr diesjähriges Herbstgutachten mit dem Titel „Deutsche Wirtschaft im Umbruch – Konjunktur und Wachstum schwach“ im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz vorgelegt.

Nachdem die Wachstumsprognose im Frühjahr bereits deutlich nach unten korrigiert worden war, erwarten die Institute nunmehr erst für 2026 eine Rückkehr zu signifikantem Wachstum. Entsprechend dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 um real -0,1 % schrumpfen. Für 2025 werden +0,8 %, für 2026 +1,3 % prognostiziert.

Für die Baukonjunktur sind die Institute unter dem Titel „Talsohle bei den Bauinvestitionen in Sicht“ erst für 2026 vorsichtig optimistisch:

„Die Bauinvestitionen sind in der ersten Hälfte dieses Jahres weiter zurückgegangen (-1,2 %). Im ersten Quartal wurden die Bauinvestitionen zwar um 0,8 % ausgeweitet, was maßgeblich vom öffentlichen Bau getragen wurde, der um 7,2 % zulegte. Allerdings hat der Anstieg die konjunkturelle Dynamik wie schon in den ersten Quartalen der vergangenen Jahre überzeichnet, da die Saisonbereinigung die tendenziell immer milderen Winter wohl nur unzureichend berücksichtigt. Im zweiten Quartal setzten die Bauinvestitionen ihren Abwärtstrend fort und sanken um 2,0 %. Maßgeblich hierfür war der Rückgang des besonders zinsreagiblen Wohnbaus um 2,3 %. Der Rückgang im Nichtwohnbau fiel dagegen weniger deutlich aus, was vor allem auf den Tiefbau zurückzuführen sein dürfte, dessen Kapazitätsauslastung bis zuletzt deutlich über der des Hochbaus lag.

Für das dritte Quartal rechnen die Institute mit einem weiteren Rückgang der Bauinvestitionen um 0,9 %. Die Bauproduktion blieb bis zuletzt verhalten und die Kapazitätsauslastung im Baugewerbe war nach den vorliegenden Monatswerten im dritten Quartal rückläufig. Vor allem die anhaltend hohen Baupreise und schwierigen Finanzierungsbedingungen wirken hier dämpfend.

Im Schlussquartal dieses Jahres sowie im kommenden Jahr dürfte sich die zweigeteilte Entwicklung von Hoch- und Tiefbau fortsetzen. So bewegen sich die Auftragseingänge im Tiefbau weiterhin auf hohem Niveau und waren im Juli erneut aufwärtsgerichtet. Dagegen bleibt die Lage im Hochbau und hier insbesondere im Wohnungsbau angespannt, was sich in der geringen Zahl an Baugenehmigungen niederschlägt. Dementsprechend liegt die Auftragsreichweite im Wohnbau mit einem Wert von knapp über drei Monaten so niedrig wie zuletzt Anfang des Jahres 2016, obwohl sich deren Rückgang zuletzt etwas abgeschwächt hatte. Auf der Finanzierungsseite gibt es hingegen erste positive Signale. Der Zinssatz für Immobilienkredite ist seit Anfang August leicht gesunken, und die Zahl der neu abgeschlossenen Hypothekenverträge steigt im Vorjahresvergleich seit Jahresbeginn. Auch beim nominalen Neukreditvolumen ist ein moderater Anstieg zu beobachten, wenngleich die weiter steigenden Baupreise der Ausweitung der realen Wohnbautätigkeit entgegenwirken. Das Geschäftsklima der Bauunternehmen bleibt hingegen angespannt, auch wenn sich die Erwartungen leicht aufgehellt haben. Zukünftig dürfte das Wachstumschancengesetz, vor allem über die Sonderabschreibungen für den Neubau von Mietwohnungen, stützend wirken. Der Nichtwohnbau dürfte seine stabilisierende Wirkung beibehalten. […]

Insgesamt erwarten die Institute für die Bauwirtschaft eine verhaltene Entwicklung. Die Bauinvestitionen dürften in diesem Jahr um 3,6 % abnehmen. Im kommenden Jahr werden sie dann, bestimmt vom weiterhin schwachen Wohnbau, wohl um etwa 0,4 % zurückgehen, bevor sie im Jahr 2026 mit einem Plus von 2,8 % wieder merklicher steigen.

Die Baupreisentwicklung hat nach einer Abschwächung zum Jahresende 2023 in der ersten Jahreshälfte erneut merklich angezogen. Auch die ifo Baupreiserwartungen waren zuletzt wieder aufwärtsgerichtet. Aus Unternehmensumfragen zur Selbstkostendeckung der erzielten Baupreise ergibt sich gegenwärtig kein Spielraum für Baupreissenkungen. Die Institute gehen davon aus, dass die Baupreise in diesem Jahr um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr steigen. In den kommenden Jahren dürfte der Preisauftrieb nachlassen (1,3 % im Jahr 2025 und 1,6 % im Jahr 2026).

Unser Dachverband bbs teilt alles in allem die Einschätzungen der Institute zur Baukonjunktur:

„Auch wenn die Institute ab 2026 wieder etwas höhere Wachstumsraten erwarten, gehen sie insbesondere aufgrund des demografischen Effekts und der Auswirkungen der Transformation für die Industrie von dauerhaft geringerer wirtschaftlicher Expansion aus. Insofern mahnen sie einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik an und sprechen sich für den Abbau von Produktionshemmnissen, mehr Verlässlichkeit, eine stärkere Nutzerfinanzierung der Infrastruktur und eine Überprüfung der Förderpolitik aus. Eine erfolgreiche Transformation sei eher über steigende CO2-Preise als durch die Subvention einzelner grüner Technologien erreichbar.“

Die Gemeinschaftsprognose kann unter diesem Link abgerufen werden: DOWNLOAD

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