Wohnungsbau-Fertigstellungen 2023: stabil, aber mit schlechten Aussichten

Das Statistische Bundesamt meldet, dass die Zahl der fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2023 um 0,3 Prozent auf rund 294.400 gesunken ist.

In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten sowie Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden.

Bei den Einfamilienhäusern betrug der Rückgang minus 9,3 Prozent. Bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern wurde ein Zuwachs von 3,8 und 4,1 Prozent erzielt.

Die durchschnittliche Abwicklungsdauer, also die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung, hat sich bei den im Jahr 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert; im Jahr 2020 waren es noch 20 Monate gewesen.

Der Bauüberhang verringert sich erstmals seit dem Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr, und zwar um 58.100 auf 826.800 Wohnungen zum Jahresende 2023.

Der Rückgang des Bauüberhangs ist auch auf die hohe Zahl von 22.700 erloschenen Baugenehmigungen für Wohnungen im Jahr 2023 zurückzuführen, bei denen in der Regel die mehrjährige Gültigkeitsdauer der Genehmigung abgelaufen ist und die nicht mehr in die Berechnung einfließen.

Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer vom VDPM-Dachverband bbs ordnet die Zahlen wie folgt ein: „Der Wohnungsbau ist 2023 zwar noch stabil gewesen. Doch selbst 294.000 Wohnungen reichen mit Blick auf das Bevölkerungswachstum in Deutschland bei Weitem nicht aus. Die Konsequenz sind stark steigende Mieten – vor allem in den Metropolen. Die seit Monaten stark rückläufigen Genehmigungszahlen im Wohnungsbau kündigen einen gravierenden Abwärtstrend für 2024 und den darauffolgenden Jahren an. Ohne signifikant bessere Rahmenbedingungen ist ein Absturz auf rund 200.000 fertiggestellte Wohnungen zu erwarten.“

Umso ratloser lässt einen nach dieser richtigen Analyse dann die Einschätzung von Bundesbauministerin Klara Geywitz zurück, die gegenüber der Presse (dpa) äußerte: “Sollten sich die nun vorab in den Medien genannten Zahlen bestätigen, wäre das eine starke Leistung der Baubranche, die zeigt, dass die Branche stabil durch die Krise kommt und Arbeitsplatzverluste vermieden werden.”

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, bilanzierte hingegen gegenüber der Frankfurter Allgemeine: „Selbst wenn die Fertigstellungszahlen in 2023 nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet wurde, heißt das doch nur, das dicke Ende kommt erst noch“.

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe, stellt ergänzend klarstellend fest: „Rund 295.000 Wohnungen sind im vergangenen Jahr gebaut wurden. Das ist noch lange keine Entwarnung für den Markt. Man darf nicht vergessen: Durchschnittlich zwei bis drei Jahre dauert es von der Genehmigung bis zur Schlüsselübergabe. Was 2023 fertig geworden ist, sind die rund 24 Monate zuvor beauftragten Wohnungen. Angesichts der seit zwei Jahren Monat für Monat sinkenden Baugenehmigungszahlen muss man leider sagen: Die Durststrecke kommt erst noch. Denn immer weniger Menschen bauen, die Aufträge bei unseren Unternehmen werden immer weniger.“

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Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes

bbs_Anzahl und Volumen der fertiggestellten Wohnungen in Deutschland im Wohn- und Nichtwohnbau

bbs_Wohnungsfertigstellungen nach Bundesländern

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